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Produktdetails

Verlag
Beltz
Erschienen
2020
Sprache
Deutsch
Seiten
331
Infos
331 Seiten
ISBN
978-3-407-86635-6

Kurztext / Annotation

Geschwister lieben sich, sie hauen sich, sie streiten um Aufmerksamkeit und Spielsachen - und treiben ihren Eltern Schweißperlen auf die Stirn. Danielle Graf und Katja Seide zeigen, wie Eltern jedem Geschwisterkind gerecht werden, ohne sich im Alltagschaos selbst zu verlieren. Sie beschreiben, wo sich im Zusammenleben mit mehreren Kindern Freiräume öffnen, die Eltern für eine enge Bindung zu jedem einzelnen Kind nutzen können. Und sie beleuchten, wie Toleranz und Vertrautheit statt Neid und Missgunst zwischen den Geschwistern angebahnt und erhalten werden können. Fast alle Eltern kennen es: Genug Liebe ist für jedes Kind da, aber das Zeitvolumen und die Energie wachsen nicht mit. In diesem Buch finden Eltern entspannte Wege zur Erziehung mehrerer Kinder: das Erstgeborene auffangen, Exklusiv-Zeit mit jedem Kind gestalten, Streit beziehungsorientiert begleiten. Witzig-informativ, frech und persönlich, sind Danielle Graf und Katja Seide Übersetzerinnen kindlicher Emotionen und Handlungen. Auf der Grundlage vieler Beispiele und aktueller Erkenntnisse aus der Wissenschaft unterstützen sie Eltern mit einer Fülle kreativer Lösungen, um liebevoll und nervenstark zu erziehen.

Danielle Graf schreibt zusammen mit Katja Seide den Blog »Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn« (www.gewuenschtestes-wunschkind.de), der über 50 Millionen Zugriffe verzeichnet. Ihre Wunschkind-Bücher, die sie zusammen mit Katja Seide schrieb, sind seit vielen Jahren auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurden in viele Sprachen übersetzt. Die Autorin, Podcasterin und Rechtsökonomin ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Wandlitz.

Textauszug

Einleitung

Ein paar Wochen, nachdem unser kleiner Sohn Josua geboren wurde, holten meine Frau und ich gemeinsam unsere beiden damals dreieinhalbjährigen Töchter Carlotta und Helene von der Kita ab. Wir spazierten zum nahe gelegenen Spielplatz. Schon kurz nachdem wir das Kita-Gebäude verlassen hatten, begann Helene wegen einer Kleinigkeit laut zu weinen. Weil ich das schlafende Baby im Tuch vor der Brust hatte, kümmerte sich meine Frau um unser untröstliches Kind. Sie weinte und weinte, wurde immer lauter, obwohl sie in den Arm genommen und gestreichelt wurde. Meine Frau bemühte sich redlich. Sie erzählte ihr ablenkende Geschichten und ging wirklich liebevoll auf sie ein.

Nach einer Weile wurde Helene ruhiger, doch im Laufe des Nachmittags kam es mehr als einmal vor, dass sie wegen einer Nichtigkeit zusammenbrach. Wieder und wieder brauchte sie intensive Zuwendung, die sie auch jedes Mal bekam, auch wenn uns Großen bei der Lautstärke ihres Weinens und Greinens die Ohren schlackerten. Wir wussten zwar nicht, warum sie so viel weinte, aber wir trösteten sie. Endlich hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie sich in den Sand setzen und buddeln konnte. Ihre Schwester Carlotta hatte sich in der gesamten Zwischenzeit relativ gut selbst beschäftigt. Sie war geklettert und gerutscht und hatte von Weitem immer wieder beobachtet, wie Helene von meiner Frau auf den Schoß genommen und bekuschelt wurde. Als Helene sich nun in den Sand setzte, wollte ich gerade erleichtert aufatmen und mich mit dem immer noch schlafenden Baby auf eine Bank setzen, da kletterte Carlotta vom Gerüst und steuerte mit wütendem Gesicht auf ihre Schwester zu. Ohne für uns Erwachsene sichtbaren Anlass fing sie an, mit dem Fuß Sand in ihre Richtung zu kicken und ihr Eimer und Schippe zu klauen. Sofort begann Helene wieder zu weinen. Ich ging zu Carlotta und sagte noch relativ freundlich, dass ihre Schwester die Buddelsachen zuerst hatte und diese gern zurückhaben möchte. Carlotta aber dachte gar nicht daran, mir zuzuhören. Scheinbar frech grinsend rannte sie mit dem Eimer und der Schippe davon. Sie fing aber nicht an, damit am anderen Ende des Sandkastens zu buddeln, sondern rannte nur ein paar Meter, stellte sich dann in gebührendem Abstand zu uns auf und winkte aufreizend mit dem Eimer.

Ich spürte die vermeintlichen Blicke der anderen Eltern auf dem Spielplatz im Rücken, mein Herz begann vor Aufregung und Wut zu pochen. Josua begann sich im Tuch unruhig zu winden. Ich wurde furchtbar wütend auf Carlotta, rannte ihr aber nicht hinterher, sondern blieb stehen. Ich sagte auch nichts zu ihr, schaute sie nur an. Da ich nicht auf ihre Provokation einging, schaltete meine Tochter einen Gang höher. Sie nahm sich eine Handvoll Sand, rannte auf uns zu, warf ihn mit Karacho auf ihre Schwester und rannte dann wieder weg, um nicht von mir eingefangen zu werden. Lauteres Heulen von Helene, die sich nun lamentierend über die sandigen Haare fuhr. Meine Frau ging zu ihr, um sie zu trösten. Das Baby vor meiner Brust öffnete verwundert ein Auge. Ich registrierte es genervt. Josua sollte eigentlich noch eine weitere Stunde schlafen! Aber es half alles nichts, er musste da jetzt durch und ich auch. Hier ging es offenbar um einen Machtkampf zwischen Carlotta und mir. Wie zwei Cowboys mit den Händen an den Holstern standen wir uns gegenüber. Wer würde zuerst die Waffe ziehen? Ich schaute ihr ernst in die Augen, strahlte die große Wut aus, die ich gerade empfand. Ich bildete es mir in dem Moment nur ein, aber ich hatte das Gefühl, die fremden Eltern hinter mir entsetzt murmeln zu hören: »Also, das ist doch nicht zu glauben ... frech ... und grinst auch noch ...«. Mein Puls war auf 180. Carlotta wagte einen erneuten Angriff. Sie rannte wieder auf ihre Schwester zu, doch diesmal waren wir Eltern ganz dicht bei ihr und schützten unsere weinende Tochter. Der Eimer flog auf uns zu, danach die Schippe. Ich fing beides mit den Hände

Beschreibung für Leser

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