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Produktdetails

Verlag
cbt
Erschienen
2016
Sprache
Deutsch
Seiten
448
Infos
448 Seiten
ab 14 Jahre
ISBN
978-3-641-17297-8

Kurztext / Annotation

The Court - das waren die Coolen. Die Unerreichbaren. Die Helden von Lanas Schulzeit. Wie kann es sein, dass ausgerechnet Lana an eine Einladung zu einem Kurztrip mit der Überflieger-Clique kommt? Jahre, nachdem sie alle ihre alte Schule verlassen haben?

Die Kings und Queens der coolen Clique sind zwar wenig begeistert, als Lana statt ihres siebten Mitglieds bei ihrem Treffen auftaucht. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse. Der Trip führt die Clique in eine alte abgelegene Mühle, umgeben von Wildnis. Alles hier scheint für sie vorbereitet zu sein. Nur wer hat eigentlich die Einladungen verschickt? Wer begrüßt sie mit schriftlichen Botschaften, hat seltsame Spiele für sie organisiert? Als der erste der Freunde verschwindet, bricht Panik in der Gruppe aus ...

Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin arbeitete sie beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman »Das Kindermädchen« ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Joachim Vernau sehr erfolgreich vom ZDF mit Jan Josef Liefers. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis, den Deutschen Krimipreis und den Glauser für den besten Jugendkrimi 2022. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin und im Spreewald.

Textauszug

1

Ich hatte Johnny bis zu dem Tag, an dem er mir vor die Füße fiel, nur ein paar Mal aus der Ferne gesehen.

Eigentlich hieß er Johannes Paul Maximilian von Curtius, ein Name, mit dem man vielleicht jenseits der Dreißig ein erstauntes Heben der Augenbrauen ernten kann, aber nicht, wenn man kurz vor dem Abi steht und zur coolsten Clique der ganzen Schule gehört. Wie er sich selbst nannte, habe ich nie erfahren. Die anderen riefen ihn Johnny. Viel mehr wusste ich nicht von ihm und seinen Freunden, die alle so etwas wie ein geheimnisvolles dunkles Leuchten umgab. Keiner kam an sie ran, und ich hatte in der kurzen Zeit, in der wir dasselbe ehrwürdige Schulportal durchschritten, tatsächlich andere Sorgen.

Vielleicht ist es an dieser Stelle ganz gut, wenn ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Ich heiße Lana und ich dachte bis zu diesem Moment, in dem Johnny vor mir auf dem Kopfsteinpflaster lag, dass es mein einziger Wunsch wäre, so normal wie die anderen zu sein. Später sollte sich das relativieren. Da wollte ich eigentlich nur noch am Leben bleiben, aber der Reihe nach.

Ich habe in meinen kaum zwanzig Jahren öfter die Schule gewechselt als andere ihre Zahnbürste. Mein Vater arbeitete für ein großes Energieunternehmen, und erst als es so richtig krachte mit Russland und den Pipelines, war auch für mich endlich Schluss mit dem ganzen Zirkus. Internationale Schulen, das möchte ich hier mal allen sagen, die damit angeben wie eine Tüte Mücken, sind sch... schwierig. Kaum lernst du neue Freunde kennen, verschwinden sie auch schon wieder. Kaum hast du dir die Namen deines Sitznachbarn gemerkt, heißt es beim Abendessen: In drei Wochen geht es nach Moskau, Houston oder Kapstadt. Klingt irre. Ist es auch. Was ich gelernt habe in dieser Zeit, ist, sein Herz nicht an große Kuscheltiere und Menschen zu verschenken. Beide passen nicht in Koffer.

Dann kam irgendetwas mit Finanzkrise, mein Dad verlor den Job, und wir zogen zurück nach Hause. Oder wie man diese Kleinstadt irgendwo zwischen Oberhessischer Tiefebene und Sauerland nennen soll. In L. sprachen die Menschen nicht deutsch, sondern einen Dialekt, den ich zunächst für eine Fremdsprache hielt. Wenn man fünfmal nachfragte und an jemanden mit Geduld geriet, erfuhr man, dass »Schtuhl de raa hiho«« übersetzt bedeutete: »Stell dein Fahrrad bitte woanders hin«, oder so ähnlich. Ich bekam mit siebzehn ein Auto. »Schtuhl de aa hiho« konnte ich dann schon selbstständig zu einem sinnergebenden Satz ergänzen.

Ich war die Einzige aus meinem Jahrgang mit einem eigenen Auto, also ließ ich es zu Hause stehen. Richtig viel half das auch nicht. Ich kam mit den Leuten nicht zurecht. Vielleicht lag es daran, dass mir das Abschiednehmen leichter fällt als das Ankommen. Dass ich nie echte Freunde hatte. Dass die meisten schüchternen Leute als arrogant wahrgenommen werden ... Ich weiß es nicht. Das Auto war nach sechs Monaten sowieso weg, weil mein Dad die Leasingraten nicht mehr bezahlen konnte. Er setzte sich immer öfter Richtung Frankfurt ab und eines Tages war er völlig von der Bildfläche verschwunden. Für meine Mutter tat es mir leid. Sie hat ziemlich darunter gelitten. Der Klatsch in der Kleinstadt, das falsche Mitleid der Leute, die sie noch von früher kannte ... Und vielleicht fehlte ihr Dad auch tatsächlich. Sie hat nicht darüber gesprochen und ich habe nicht gefragt. Er war früher nie dagewesen und jetzt war er auch nicht da. So groß war der Unterschied für mich nicht.

Um die Sache abzukürzen: Ich kämpfte mich durch bis zum Abi, um danach den ersten besten Studienplatz zu ergattern und abzuhauen. Einfach dahin, wohin das Schicksal mich trug.

Es war ausgerechnet Berlin.

Irgendwann nach diesen Erstsemesterwochen, in denen du nicht mehr weißt, wie du heißt (»Lana.« - »Aber hier steht Helena, Helena

Beschreibung für Leser

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