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Katherine Webb

Italienische Nächte

Roman

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Produktdetails

Verlag
Diana
Orion
Erschienen
2015
Sprache
Deutsch
Seiten
560
Infos
560 Seiten
ISBN
978-3-641-15068-6

Kurztext / Annotation

Ein Sommer in Italien. Ein Moment, in dem sie Liebe findet - für immer und doch vergänglich
Clare folgt ihrem Mann, als sie 1921 von England in die Hitze Apuliens reist. Boyd arbeitet dort als Architekt für den reichen Grundbesitzer Leandro Cardetta, und möchte, dass Clare den Sommer bei ihm verbringt. Doch Boyd empfängt sie abweisend und scheint etwas zu verbergen. Auf sich allein gestellt erkundet Clare die fremde Umgebung und lernt dabei Ettore kennen, den Neffen des Grundbesitzers. Clare fühlt sich unbändig zu ihm hingezogen - zu einer Welt, in die sie nicht gehört und die droht, für beide zum Verhängnis zu werden ...

Apulien 1921: Clare Kingsley hat eine lange Zugfahrt hinter sich: von England bis nach Süditalien. Gemeinsam mit ihrem Stiefsohn besucht sie ihren Ehemann Boyd, der dort Arbeit als Architekt angenommen hat. Doch das heiße und raue Leben in Apulien wird für die junge Frau zur Herausforderung. Boyd ist verschlossen, und Clare ahnt, dass er und sein Auftraggeber Leandro Cardetta eine dunkle Vergangenheit verbergen. Dann wird Leandros Neffe schwer verletzt in das Haus der Cardettas gebracht. Ettore hegt eine tiefe Abneigung gegen die privilegierte Lebensweise seines Onkels und nimmt nur widerstrebend dessen Hilfe an. Während sich außerhalb der schützenden Mauern die Konflikte aufheizen, kommen Ettore und Clare sich langsam näher. Er gibt ihr, wonach sie sich in ihrer Ehe sehnt, und obwohl Ettore nach dem Tod seiner Verlobten eine tiefe Trauer in sich trägt, zögert auch er seine Rückkehr ins Dorf immer weiter hinaus. Kann ihre Beziehung eine Zukunft haben? Und welchen Preis sind Clare und Ettore bereit, für ihre Liebe zu zahlen?

Katherine Webb, geboren 1977, wuchs im englischen Hampshire auf und studierte Geschichte an der Durham University. Später arbeitete sie mehrere Jahre als Wirtschafterin auf herrschaftlichen Anwesen. Auf ihr großes internationales Erfolgsdebüt »Das geheime Vermächtnis« folgten zahlreiche weitere SPIEGEL-Bestseller-Romane. Nach längeren Aufenthalten in London und Venedig lebt und schreibt sie heute in der Nähe von Bath, England.

Textauszug

2

Ettore

Auf dem langen, dunklen Marsch vor dem Morgengrauen hat er einen anderen Mann sagen hören, Hunger sei wie ein Stein im Schuh. Erst denkst du, du könntest ihn einfach ignorieren - er nervt, behindert dich aber kaum. Doch dann macht er dir das Gehen schwer, und du fängst an zu humpeln. Der Schmerz wird schlimmer. Er bohrt sich tiefer und tiefer hinein, lähmt dich, du wirst langsam bei der Arbeit und ziehst den grausamen Blick des Aufsehers auf dich. Wenn der Stein den Knochen erreicht, schleift er sich hinein und wird ein Teil von dir, und du kannst an nichts anderes mehr denken. Er lässt dein Skelett rosten und verwandelt deine Muskeln in fauliges Holz. Der Mann erwärmte sich für dieses Bild, während sie dahintrotteten und spürten, wie ihre Knochen rosteten. Noch Stunden später fielen ihm weitere Möglichkeiten ein, das Gleichnis auszuschmücken, und seine Bemerkungen, scheinbar aus dem Nichts heraus, verwunderten die Männer, die am Morgen nicht in Hörweite marschiert waren. Während ihre Arme die Sensen schwangen, den Weizen schnitten, die Sonne aufging und sie verbrannte, Blasen unter ihren Schwielen anschwollen und hölzerne Fingerschützer an hölzernen Griffen knarrten und klapperten, gab er immer neue Ausschmückungen zum Besten. Dann verwandelt er dein Blut in Staub. Dann streckt er dich nieder. Er wandert deinen Rücken empor und bleibt in deinem Gehirn stecken. Und die ganze Zeit über schwieg Ettore, obwohl er den Vergleich dumm fand. Schließlich könnte man den Schuh einfach ausziehen und den Stein herausschütteln.

Den Hunger kann er aber nicht aus sich herausschütteln, so wenig wie er aufwachen könnte, wenn Paola ihn nicht wecken würde. Sie rüttelt ihn grob und schlägt ihn - spitze Fingerknöchel an seiner knochigen Schulter -, wenn er nicht gleich wach wird. In der Dunkelheit vor dem Morgengrauen bewegt sie sich ebenso forsch und energisch wie am Ende des Tages. Es ist ihm ein Rätsel, wie sie das macht. Woher sie die Energie dazu nimmt und wie sie im Dunkeln so gut sehen kann. Andere Männer, die von klein auf daran gewöhnt sind, wachen von allein um drei, vier Uhr auf, spätestens um fünf, doch dann ist die Aussicht auf Arbeit schon mager - wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und die Schlangen sind lang. Andere Männer brauchen nicht von ihren Schwestern geweckt zu werden wie Ettore. Ohne Paola würde er einfach weiterschlafen, tief und fest. Er würde den ganzen Tag verschlafen. Verhängnisvoll. Ein paar Augenblicke lang liegt er noch still und verlangt nichts von seinem Körper. Nur ein paar Sekunden noch ruhen in der Finsternis, die so vollkommen schwarz ist, dass er kaum sicher sein kann, ob er die Augen geöffnet hat oder nicht. Es riecht nach müder Luft, nach Erde und dem fauligen Gestank des Nachttopfs, der geleert werden muss. Im selben Moment, in dem Ettore das auffällt, hört er draußen den Sammler - die Hufe eines Maultiers klappern langsam auf dem kleinen Hof, Karrenräder quietschen.

»Scia' scinn!«, ruft der Sammler müde und heiser. »Scia' scinn!« Beeilt euch! Kommt herunter! Mit einem scharfen Seufzen vergewissert sich Paola, dass der hölzerne Deckel fest auf dem Keramiktopf sitzt. Dann hebt sie den schweren prisor hoch und trägt ihn hinaus. Der Gestank wird stärker. Im Dunkeln können die Nachbarn wenigstens nicht zuschauen, wenn man den Topf in das riesige Fass auf dem Karren kippt, sagt Paola. Doch wo der Karren vorbeifährt und über das unebene Pflaster rumpelt, hinterlässt er stets eine glitschige, stinkende Spur menschlicher Ausscheidungen.

Paola schließt vorsichtig die Tür hinter sich und schleicht durchs Zimmer. Das tut sie nicht aus Rücksicht auf ihren Bruder oder auf Valerio, sondern einzig, um ihren Sohn

Beschreibung für Leser

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