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Peter Wohlleben

Das geheime Netzwerk der Natur

Wie Bäume Wolken machen und Regenwürmer Wildschweine steuern

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Produktdetails

Verlag
Ludwig Buchverlag
Erschienen
2017
Sprache
Deutsch
Seiten
224
Infos
224 Seiten
ISBN
978-3-641-20707-6

Kurztext / Annotation

'Wohllebens Bücher erweitern unsere Wahrnehmung von der Welt.' Denis Scheck in Der Tagesspiegel

Die Natur steckt voller Überraschungen: Laubbäume beeinflussen die Erdrotation, Kraniche sabotieren die spanische Schinkenproduktion und Nadelwälder können Regen machen. Was steckt dahinter? Der passionierte Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben lässt uns eintauchen in eine kaum ergründete Welt und beschreibt das faszinierende Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren: Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Gibt es eine Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Arten? Und was passiert, wenn dieses fein austarierte System aus dem Lot gerät? Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und seiner eigenen jahrzehntelangen Beobachtungen lehrt uns Deutschlands bekanntester Förster einmal mehr das Staunen. Und wir sehen die Welt um uns mit völlig neuen Augen ...



Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Heute arbeitet er in der von ihm gegründeten Waldakademie in der Eifel und setzt sich weltweit für die Rückkehr der Urwälder ein. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz, die sich allein im deutschsprachigen Raum 2,5 Millionen Mal verkauft haben. Für seine emotionale und unkonventionelle Wissensvermittlung wurde Peter Wohlleben 2019 die Bayerische Naturschutzmedaille verliehen. Seine Bücher sind in über 45 Ländern erschienen.

Textauszug

Warum Wölfe den Bäumen helfen

Wie kompliziert Zusammenhänge in der Natur sein können, lässt sich wunderbar am Beispiel der Wölfe zeigen. Die Beutegreifer sind nämlich erstaunlicherweise in der Lage, den Lauf von Flüssen zu verändern und somit Ufer neu zu gestalten.

Die Sache mit den Flussläufen fand im Yellowstone-Nationalpark statt. Dort hatte man im 19. Jahrhundert systematisch damit begonnen, die Wölfe auszurotten. Das geschah vor allem auf Druck von Farmern aus dem Umland hin, die um ihr Weidevieh fürchteten. Um 1926 war das letzte Rudel ausgelöscht, und bis in die 1930er-Jahre wurden nur noch ab und an einzelne Tiere beobachtet, bis auch diese schließlich erlegt waren. Die anderen im Park lebenden Arten blieben verschont oder wurden sogar aktiv unterstützt, wie etwa die Hirsche. Waren die Winter zu hart, wurden sie sogar von den Rangern gefüttert.

Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Kaum behelligt von Beutegreifern, wuchsen die Bestände stetig an, und etliche Regionen des Parks wurden regelrecht kahl gefressen. Besonders die Flussufer waren betroffen. Die saftigen Gräser an ihren Rändern verschwanden, ebenso sämtliche Schösslinge von Bäumen. Das verödete Land bot kaum noch Nahrung für Vögel, sodass deren Artenspektrum ebenfalls stark zurückging. Auch die Biber zählten zu den Verlierern. Sie sind nicht nur auf Wasser angewiesen, sondern auch auf Bäume, die nah am Ufer stehen. Weiden und Pappeln zählen zu ihren Leibspeisen. Sie fällen die Bäume, um an die nährstoffreichen Triebe heranzukommen, die sie dann genüsslich verspeisen. Weil nun aber alle jungen Laubbäume entlang der Gewässer in den hungrigen Mägen der Hirsche landeten, hatten die Biber nichts mehr zu beißen und verschwanden.

Die Ufer verödeten, und da kaum noch Vegetation die Böden schützte, konnten immer wieder auftretende Hochwasser mehr und mehr Erdreich mitreißen - die Erosion schritt rasch voran. In der Folge begannen die Flussbetten stärker zu mäandrieren, sich also durch die Landschaft zu schlängeln. Je schutzloser der Untergrund, desto stärker ist dieser Effekt vor allem in flachen Gebieten.

Dieser traurige Zustand hielt sich über Jahrzehnte, genauer gesagt, bis 1995. In diesem Jahr wurden Wölfe in Kanada gefangen und im Yellowstone-Park ausgesetzt, um das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen.

Was in den folgenden Jahren geschah und bis heute andauert, wird von Wissenschaftlern als »trophische Kaskade« bezeichnet. Der Begriff bedeutet so viel wie eine Veränderung des gesamten Ökosystems über die Nahrungskette, von oben beginnend. Oben stand nun der Wolf, und was er auslöste, kann man vielleicht eher als trophische Lawine bezeichnen. Er tat, was wir alle tun, wenn wir Hunger haben: Wir besorgen uns etwas zu essen. In diesem Fall waren es die Hirsche, die sich in großer Zahl und leicht jagdbar präsentierten. Der Ausgang der Geschichte scheint klar: Die Wölfe fressen die Hirsche, deren Zahl drastisch schrumpft, und so bekommen die kleinen Bäume wieder eine Chance. Heißt die Lösung also Wolf statt Hirsch? Solche drastischen Tauschaktionen gibt es in der Natur glücklicherweise nicht, denn je weniger Hirsche, desto länger dauert die Suche nach ihnen, und ab einer bestimmten Restzahl lohnt es sich für die Wölfe nicht mehr; also wandern sie ab oder verhungern.

Im Yellowstone-Nationalpark konnte man jedoch zusätzlich etwas ganz anderes beobachten: Die Wölfe sorgten dafür, dass sich das Verhalten der Hirsche änderte: Sie bekamen es mit der Angst zu tun. Die Tiere mieden die offenen Bereiche der Flussufer und zogen sich in Areale zurück, die einen besseren Sichtschutz boten. Zwar kamen sie hin und wieder an die Gewässer, doch hielten sie sich dort nicht mehr lange auf - ständig irrte ihr Blick durch die Landschaft in der Sorge, einen der grauen Jäger zu sichten. Dadurch hatten sie kaum noch Zeit, sich nach den Schösslingen von Weiden und Pappeln zu bücken,

Beschreibung für Leser

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