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Rezensionen

Rezension von MiriamBrandl

Moderne Robinsonade

 

Die Autorin, die übrigens als erste Frau allein die Welt umsegelte und dabei selbst ums Überleben kämpfen musste, erzählt von Extremsituationen. Sie erzählt von Menschen, die ums nackte Überleben kämpfen müssen, von Situationen, die die Protagonisten an den Rand ihrer Kräfte – physisch wie psychisch – bringen.
Was bleibt dann noch von Mitmenschlichkeit, von Zivilisation, Mitgefühl und Würde? Wie schnell zerbröckelt all das? Wozu ist der Mensch fähig, wenn er angesichts von Hunger, Kälte und absoluter Ungewissheit versucht, einfach nur zu überleben?

Ein unglaublich spannendes Buch, das aber weit über die eigentliche Geschichte hinausgeht, denn man kommt zur Erkenntnis, dass Fragen nach Moral, Schuld und Vergebung völlig sinnlos und nachrangig sind. Es geht nur ums simple Überleben… und danach auch noch ums Weiterleben.

Ein psychologisch interessanter Abenteuerroman, der gleichzeitig literarisch anspruchsvoll ist (immerhin für den Prix Goncourt nominiert) – lesenswert!

Rezension von PFIFF

Traumatisches Erlebnis nach einer Robinsonade

 

Ein junges Paar begibt sich auf einem Schiff auf eine einjährige Reise und kommt dabei in Seenot. Louise und Ludovic landen auf einer einsamen Insel in einem Naturschutzgebiet. Sie haben keine großen Chancen schnell entdeckt zu werden, haben keine Möglichkeut der Kommunikation nach außen und nur Pinguine und Robben, die ihnen als Nahrungsquelle dienen.
Ihre Liebe wird auf die Probe gestellt. Das nackte Überleben zählt.
Isabelle Autissier, bekannt als erste Frau, die 1991 im Rahmen einer Regatta allein die Welt umsegelte, versteht es, die fatale Situation eindringlich und anschaulich zu beschreiben. Nüchtern schildert sie Fakten, die sie aus ihren Erfahrungen schöpft.
Nicht nur, dass die lange Einsamkeit und das Fehlen der Zivilisation Menschen prägt. Es ist auch schwierig, danach wieder den Weg in ein geordnetes Leben zu finden, weg von der Meute der Journalisten und Mediengeilen und einen Neuanfang zu beschließen.

Rezension von Irmgard Rosenbichler

Herz auf Eis Mare

 

Sie sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reißt ein Sturm ihre Jacht und damit jegliche Verbindung zur Außenwelt mit sich fort. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Großstädter gedacht war, mündet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Nicht weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern entspinnt. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte Überleben geht? Herz auf Eis ist ein Psychothriller der Emotionen - und die einsame Insel ein Sinnbild für alle großen Herausforderungen, denen sich die Liebe zuweilen stellen muss.

Rezension von vielleser18

Grandios erzählt

 

"....denn die Errungenschaften ihrer entwickelnte Zivilisation haben sie von diesem tausendjährigen Naturverständnis abgeschnitten, überlieferten Wissen, mit dem der Mensch in der Lage war, von nichts zu leben.Die Zivilisation hat ihm mehr Komfort und ein längeres Leben beschert, aber durch die Perfektion hat sie ihm auch ein paar Lebensgrundsätze vergessen lassen, ohne die Louise und Ludovic nun völlig hiflos dastehen. " (Zitat, S. 102/103)

Louise und Ludovic sind ein Paar, sie leben in Paris. Doch Ludovic kommt beruflich nicht weiter, er möchte allem entfliehen und lieber die Welt entdecken, einfach mal aussteigen. Er kann Louise überreden und so startet ihre einjährig geplante Segeltour. Alles läuft am Anfang wunderbar, sie erleben viel, sehen viel. Doch dann laufen sie eine einsame, verbotene Insel an. Doch ihr Ausflug dorthin endet in einer Katastrophe. Auf ihrer Wanderung dort werden sie von einem Sturmtief überrascht und als sie zurück am Meer sind, müssen sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Schiff nicht mehr da ist.
Ein Albtraum beginnt, bei dem sie immer mehr feststellen, dass der Kampf ums Überleben ihnen alles abverlangt und die Grenzen der Menschlichkeit, ihre bisherigen Ansichten und Gewohnheiten, immer mehr verschwinden.

Die personale Erzählperspektive nimmt den Leser gefangen, er fühlt mit, er weiß nicht, wie es ausgeht. Dennoch kann die Autorin Isabelle Autissier uns dadurch die Gedanken, die Gefühle und die verschiedenen Antriebe der Protagonisten, ihre wechselnden Stärken und Schwächen, eindringlich und emotional vermitteln.
Der Focus liegt zwar verstärkt auf Louise, aber nicht ausschließlich.

Sie baut die Geschichte langsam auf, Louise und Ludovic werden eingeführt, vorgestellt, beschrieben. Das ist wichtig für ihre späteren Handlungen. Der Sog, das Buch immer weiter lesen zu wollen, es nicht aus der Hand zu legen, wird immer größer. Dabei ist es mitunter keine leichte Kost, die die Autorin uns da zu bieten hat. Nicht immer ist es leicht, sich die Aktionen, das Geschriebene, auch bildlich vorzustellen. Das Buch fesselt, weckt auch beim Leser Emotionen,schreckt ab, geht unter die Haut, berührt, lässt einen Grübeln und auch nach dem Ende nicht los. Ein Buch, dass an die Grenzen der Menschlichkeit geht, extreme Erfahrungen und die Frage, wie geht man damit um. Zweifellos fragt sich jeder Leser, wie er in der ein oder anderen Situation reagiert hätte, wie weit er gehen würde.

Sprachlich präzise, auf den Punkt gebracht, knapp, aber dennoch ausgefeilt, versteht es Isabelle Autissier den Leser zu fesseln und durch diese Geschichte eine ganze Bandbreite an Gefühlen zu wecken. Für mich war es ein sehr intensives Leseerlebnis. Ein grandioses Leseerlebnis.
Ein Buch, dem ich gerne mehr als 5 Punkte gegeben hätte, es hätte viel mehr verdient.

Rezension von Barbara Kumpitsch

Herz auf Eis

 

Eine fünf Jahre alte Liebesbeziehung wird auf die Probe gestellt: Louise und Ludovic wollen sich ein Jahr Auszeit nehmen und um die Welt segeln. Doch dann stranden sie auf einer Insel, Hilfe ist nicht in Sicht. Dort zeigt sich, wie belastbar die Beziehung ist, wie groß Vertrauen und Loyalität sind. Ein Fehltritt genügt und das ganze läuft aus dem Ruder, denn der Mensch wird in der Wildnis zum Raubtier. Dieser Kampf ums Überleben ist irrsinnig spannend geschrieben (nominiert für den Prix Concourt!), eine Überraschung nach der anderen kommt auf den Leser zu. Ich habe selten eine derart starke und spannende Geschichte gelesen! Um es mit den Worten Hemingways zu sagen: "Alle guten Bücher ähneln sich darin, dass sie wahrer sind, als wenn sie sich wirklich zugetragen hätten."